Ursprünglich wurde der Preis – der übrigens zu den erfolgreichsten städtischen Kulturwürdigungen zählt – alle zwei Jahre ausgelobt, jedoch als Literatur- und Netzkunstpreis gemeinsam. Seit 2004 sind beide Sparten getrennt. Die Verleihung erfolgt nun jährlich, in den ungeraden Jahren wird der Literaturpreis vergeben, in den geraden Jahren der Netzkunstpreis.
Der Marianne.von.Willemer - Frauen.Netzkunst.Preis ist der einzige seiner Art im gesamten deutschen Raum. Leider ist gerade auf diesem Gebiet der Kunst der Frauenanteil nach wie vor stark unterrepräsentiert. 48 Einreichungen alleine im Jahr 2006 zeigen jedoch, dass es in Österreich eine nicht unbeträchtliche Zahl an Netzkünstlerinnen gibt.
Mit dem Frauen.Netzkunst.Preis sollen neben der direkten Würdigung und Förderung Frauen für die verstärkte Nutzung des Internets in der Medienkunst gewonnen werden. Damit wurde außerdem für Netzkünstlerinnen eine Plattform geschaffen, ihr Können öffentlich zu präsentieren. Es sollen die einzigartigen kommunikationstechnischen und interaktiven Möglichkeiten des Internets genutzt und Netzwerkexperimente angeregt werden.
Unter den Einreichungen wurde von den Jurorinnen Simone van Groenestijn (Künstlername cym) mit ihrem Werk „No Men`s Land“ (Niemandsland) ausgewählt. In ihrem Projekt verwandelt die Künstlerin reale Situationen an der Grenze von Slowenien, Österreich und der Slowakei – festgehalten durch Fotos – mittels Programmiersprache (HTML) in abstrakte, beinahe poetische Kompositionen. Mit der Verwandlung der realen Fotos entsteht eine Landkarte, die neue Möglichkeiten bietet, die mitteleuropäischen Grenzen zu besuchen – jedoch nur im Internet.
Eine Verwandlung ist jedoch auch umgekehrt möglich. Betätigt der/die BetrachterIn die Taste „view source“, so verwandelt sich die digitale Komposition in das Originalfoto zurück.
Das Projekt „No Men`s Land“ überzeugte die Jurorinnen durch den klar definierten Aufbau, die ästhetisch schöne Umsetzung und den politischen Anspruch.
Simone van Groenestijn (cym) studierte Grafik Design an der Gerrit Rietveld Academy in Amsterdam. Ihre Tätigkeit als Webdesignerin begann sie 1996. Von 1999 bis 2000 reiste die Künstlerin mit Schlafsack und Laptop durch Europa, auf der Suche nach Beziehungen zwischen Virtual Reality und dem realen Raum. Eine Beziehung, die künstlerischer Schwerpunkt ihrer Arbeit ist. Aktuell wohnt die Preisträgerin in einem alten Bauernhof in der Ost-Steiermark, wo sie auch ein kleines Kulturzentrum aufgebaut hat. Seit 2001 organisiert und leitet cym regelmäßig Workshops, unter anderem im Forum Stadtpark in Graz. Die Künstlerin reist viel durch Mittel-Europa. Die Eindrücke der Reisen und Projekte sammelt cym mittels Fotos in einer Art Tagebuch auf ihrer Website. Ihre Arbeiten präsentierte cym unter anderem bei:
'Liquid Music', Judenburg, 2002 & 2004; 'International
Festival of Computer Arts', Maribor, 2001; 'NetArt Community
Congress, Dom Im Berg, Graz, 2003 & 2005; 'Fluss Fotowochen',
Wolkersdorf, 2001 & 2004
http://cym.net/nomensland
Zwei Beiträgen sprachen die Jurorinnen auf Grund hoher Qualität Anerkennungen aus:
• Miriam Lausegger und Eva Beierheimer für http://www.worte.at
• Hannah Perner-Wilson für „Kein Gedankenloser Transport“
unter http://www.plusea.at/mor.php
In vielen Fällen lebt die Kunst heute von
Text-Beschreibungen. Dabei wird sie oft durch hochspezialisiertes
Vokabular übertönt. Das Projekt „worte“ ist eine Sammlung von über
2500 Begriffen, die aus rund 3500 Einzelwörtern bestehen. Die
Liste wird ständig aktualisiert und erweitert. Diese "worte"
bilden die Bausteine des Textgenerators www.worte.at, welcher das
interaktive Erstellen von Kunsttexten auf einfachste Weise
ermöglicht. BesucherInnen der Webpage wählen aus der „worte“-
Sammlung Begriffe und durch den Textgenerator werden diese zu
künstlichen Wortgefügen zusammengesetzt. Außerdem besteht die
Möglichkeit, Worte, die noch nicht in der Sammlung stehen,
einzufügen.
In einer Serie von drei Animationen greift Hannah Perner-Wilson
Einstellungen der Menschen zu ihrer Mobilität auf und
veranschaulicht somit, dass der Mensch ein Teil des Verkehrs und
diese Mobilität kein gedankenloser Transport ist.
Die
Arbeiten der Preisträgerin und der Anerkennungen sowie von der
Jury ausgewählte Einreichungen können ab heute unter www.aec.at/willemerpreis
abgerufen werden.
Expertinnen aus den Bereichen „Neue Medien – Kunst“ beurteilten
die 48 eingereichten Projekte:
Prof.in
VALIE EXPORT, Medienkünstlerin und Professorin für Medienkunst
Mag.a Elisabeth Stiftinger, Webkoordinatiorin der Stadt
Linz
Laut Statistik wurden in den vergangenen 50 Jahren dreimal mehr Männer mit einem Kunstförderpreis ausgezeichnet als Frauen. Frauen müssen durchschnittlich zehn Jahre länger auf eine Würdigung warten als ihre männlichen Kollegen. Außerdem haben die meisten Kunstförderpreise eine Altersgrenze nach oben hin. Frauen, die auf Grund von Kinderbetreuungs- oder Familienpflichten erst später anfangen, sich der Kunst zu widmen, können mit Förderpreisen meist nicht mehr bedacht werden, weil sie die Altersgrenze bereits überschritten haben.
Um dem entgegenzuwirken, hat der Frauenausschuss des Linzer Gemeinderates unter dem Vorsitz von Gemeinderätin Erika Rockenschaub im Jahr 2000 den Marianne-von-Willemer-Preis initiiert – eine Würdigung und Förderung nur für Künstlerinnen ohne Altersgrenze.
Die 1784 in Linz geborene Dichterin wurde deshalb als Namensgeberin ausgewählt, weil sie das Schicksal vieler Frauen teilt, deren Werke gestohlen wurden, oder die unter männlichem Pseudonym arbeiten mussten. Johann Wolfgang von Goethe veröffentlichte die im regen Briefwechsel mit Marianne von Willemer entstandenen Gedichte in seinem „Westöstlichen Diwan“ ohne die Verfasserin überhaupt namentlich zu erwähnen.
(Informationsunterlage von Gemeinderätin Erika Rockenschaub und der Linzer Frauenbeauftragten Elvira Tomancok zur Preisverleihung des „Marianne.von.Willemer.06 – Frauen.Netzkunst.Preises“)
Weitere Gesprächspartnerinnen:
Simone van
Groenestijn (Preisträgerin)
Miriam Lausegger (Anerkennung)
Eva Beierheimer (Anerkennung)
Hannah Perner-Wilson
(Anerkennung)
Für Medienanfragen:
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Tel: +43 732 7070 0
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